ABOUT

„Eine wundersame Reisegruppe“ würde eine*r sagen, die*der unser Trüpplein von der Ferne sieht. Zu fünft, mitten in diesen Zeiten, bepackt mit Rucksäcken, und eine von uns immer voran. „Was macht ihr da?“ Wir setzen uns in einen Kreis mitten auf den Boden. In Eva Ellerkamp‘s Rucksack befindet sich ein Kartenspiel, das sie nun auf ein Tuch in die Mitte legt. Es ist wie ein Trichter, durch den jeder zum Beginn der Geschichte sehen kann.

„Eigentlich hat es damit angefangen dass ich meine Tagebücher der letzten Jahre nicht wie gewohnt am Jahresende verbrennen konnte. Da war etwas darin was gehört und erlöst werden wollte, vielleicht erlöst durch‘s Erzählen. Aber wem konnte ich das alles erzählen, und wie? Also habe ich begonnen viele dieser Seiten nochmal abzuschreiben, zu ordnen, zu verarbeiten. Es war eine Art Reise…“

Und nun kommen wir drei Freunde Tine Kiefl, Simon Reimold und Andrea Liebe dazu, die im Jetzt und Hier mit Eva sitzen rund um ihre 22 selbstgestalteten Karten mit den aufgestempelten Lebensthemen, der Essenz sozusagen aus all den Aufzeichnungen der Vergangenheit. Der Essenz, die vorher schon bearbeitet wurde mit 22 Interviewpartner*innen. Der Essenz mit der wir nun unsere gemeinsame Etappe antreten wollen.

Wir haben nun alle unsere Rucksäcke ausgepackt. Zum Vorschein kommen ein Stück Holz, eine Rassel, Zeichenkohle, …. . Das sind die Materialien, mit denen es weitergeht. Wichtige Werkzeuge für jeden von uns. Werkzeuge zum Forschen und Experimentieren. Werkzeuge, die uns bekannt und lieb sind, um die Themen, die da stehen, weiter zu bearbeiten, ihnen Gestalt, Formen und Bilder zu geben.

Simon: „Es war noch, bevor die Pandemie auf die Welt kam. Da fragte Eva mich, ob ich Teil ihres Projektes sein möchte, Teil des Kartenspiels. Geehrt war ich. Mit Eva gemeinsam zum Thema Heilung forschen zu dürfen, um daraus ein Bühnenstück, eine Performance zu erarbeiten, ohne Wissen um den Ausgang, ohne eine genau definierte Form, da wollte ich Teil davon sein, weil es mir notwendig war.

Und es entstand eine so gute Gruppe um sie und die Zeit kam und alles schien sich zu ändern. Denn das, was ich zunächst als den Kern des Stückes empfunden hatte, wurde unmöglich durch die äußeren Umstände.

Für mich ist Heilung Körper, der eigene und der andere. Heilung ist Nähe, körperliche und geistige. Heilung ist das Unaussprechliche, nicht Sagbare, das einfach passiert und einfach da ist, wenn man den Mut hat zuzuhören. Heilung ist Vertrauen und Wärme.

Heilung passiert für mich im Moment, im realen Kontakt. Indem ich darüber schreibe, nicht spreche und dabei auch nicht körperlich präsent bin, sondern das Papier diesen Gedanken weiterträgt, glaube ich den Kern nie wirklich treffen zu können.

Ich versuche es trotzdem, ohne Wissen um den Ausgang. Um diesen Punkt möchte ich meine Liste der Heilung erweitern: den Mut das ‚nicht Wissen‘ anzunehmen, Frieden darin zu finden, die nicht greifbare Lücke bestehen zu lassen, sie zu pflegen und zu lieben.“

Wir alle sind Künstler aus unterschiedlichen Feldern. Eva, Tine und Simon kommen aus dem Bereich Darstellende Kunst, Andrea aus dem Bereich Bildende Kunst. Der Weg der Reise heißt Pure Freude. Von diesem Weg haben wir uns nicht abbringen lassen, wir sind unermüdlich gewandert durch die rätselhaften Umstände der letzten Monate, jeder für sich und doch alle gemeinsam, haben gesucht und gefunden und unsere Ergebnisse schliesslich an Dominik Lahaye weitergereicht, der sie grafisch gestaltet hat und in diesem Büchlein zusammenbringt.

Eva: „Wenn ich das Ziel dieses Projektes mit einem einzigen Wort beschreiben sollte, wäre es TRANSFORMATION. Etwas umzuwandeln, zu verwandeln, sich verwandeln zu lassen – möglicherweise sind wir an diesen Prozessen viel weniger aktiv beteiligt als wir es vermuten.Und doch hat mich der Wunsch, aktiv etwas aus dem Erlebten zu gestalten, durchgehend begleitet in den letzten Jahren. Gleichzeitig ist die künstlerische Arbeit in dem Sinn wie wir sie verstehen auch immer ein Forschen und Erforschen von Zusammenhängen, von Begegnungen und letztlich ein Forschen in uns selber. Kunst ist eine Möglichkeit, die Dinge zu verwandeln, sie kann Räume öffnen in die man hineingehen, die man zusammen bewohnen kann. Ziel ist es, unsere persönlichen Erfahrungen zur Verfügung zu stellen als Bilder, Spiegelbilder vielleicht, als mögliche Wege abseits der ‚normalen‘ und naturwissenschaftlichen Realitäten. Sie erheben nicht den Anspruch allgemein gültig zu sein und sind vielleicht gerade deshalb ‚wahr‘ auf eine Art, die Freude und Zuversicht schenken kann, bei offenem Ausgang.“

Jede der 22 Karten wurde von uns Künstlern in unserer eigenen Bildsprache bearbeitet.

Tine: „Ich ziehe die Freiheit, die Katze und die größte Kraft. Und dann liege ich da auf dem Boden und schreibe und schreibe, ich darf alles muss nichts und es geht um Heilung-das ist gut-und ich dachte ich hätte keine Zeit dafür und jetzt bin ich froh sagen zu können meine Arbeit ist das Projekt, ich muss das machen, ich darf das machen, ich will das machen. Wegen Corona wird alles anders, keine Berührung zwischen uns, nichts körperliches, wir erlauben uns zu experimentieren, ich erlaube mir zu experimentieren, entdecke neue Möglichkeiten und treffe doch die Anderen in einem virtuellen Raum, der immer mehr zu unserem Buchraum wird und im Buch treffen wir uns alle wieder.“

Herausgekommen ist ein kaleidoskopartiges Objekt, mit den verschiedensten Perspektiven auf die einzelnen Themen. Dieses Buch enthält Zeichnungen, Texte, Filme, Fotos und Musik.

Andrea: „Mich haben die Themen dieser Reise tief berührt. Einem Impuls folgend, schloss ich mich der Gruppe an. Forschte mit ihnen zu den Themen der Karten und landete am Schluss bei mir. Denn all die Themen sind Lebensthemen, die mal mehr und mal weniger relevant sind, die mit schon vielen oder auch weniger eigenen Erfahrungen verknüpft sind. Und doch entwickelt sich mit der konzentrierten Auseinandersetzung ein Bewusstsein für die einzelnen Themen, für das was da ist. Dies zu erkennen und anzuerkennen, dies einzubeziehen in das Eigene und das Ganze, und diesen Weg voller Freude zu gehen, das ist ein wirkliches Abenteuer“

Und so ist dieses Buch kein Endpunkt. Es ist eine Bestandsaufnahme, eine Sammlung von individuellen Sichtweisen und Wegen. Es sind die Fäden, die wir auf unserer Forschungsreise offen und manchmal noch lose gesponnen haben – sie wollen und sollen weiter gesponnen werden.
Wir laden Euch ein, ein Stück mit uns zu gehen. Uns zu begleiten auf dem Weg der Heilung, auf dem Weg der Puren Freude. Gute Reise!